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Freunde

zählen

Abstract

Andrea Sick

In einem sich stetig ausweitenden sozialen Netzwerk mit Webseiten wie Facebook, StudiVZ, Youtube, Xing und insbesondere auch den Mikroblogs wie Twitter werden Freunde gemacht und publiziert, um bestätigende Korrespondenzen im Zuge der ausgeplauderten Intimitäten zu sichern, Bezüge zu multiplizieren und Evaluationen zu ermöglichen. Die Mediengesellschaft reproduziert hier Geheimnisse, die in einer Schleife der endlosen Wiederholungen zirkulieren. Freundschaft wird hierbei zum Zeichen für Aufmerksamkeit und die Zahl der Freunde zum Zeichen eines erfolgreichen Netzwerkens. Im Anschluss an André Gorz' Konzept vom Verräter, und auch an Walter Benjamins Konzept des Destruktiven Charakters soll gefragt werden, unter welchen Voraussetzungen die Bedeutungen und Funktionen des Ausplauderns und Zwitscherns in den sozialen Netzwerken als Verrat zu bezeichnen sind. Diese Mechanismen des "Alles Erzählens" verschieben innerhalb des reproduzierenden Kreislaufs der sozialen Netzwerke fortlaufend Bezüge, so dass eine Verschränkung von dem was als Öffentlich und was als Privat gegolten hat, deutlich wird. Dabei zeigen sich zwingend Probleme, die gesammelten Daten zu lesen, zu interpretieren und zu sortieren.